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Was kostet die Erstellung eines Online-Marktplatzes oder Multi-Shop-Systems?

Geschrieben von Laura Beyer | 27.09.24 06:54

Für IT-Entscheider, Projektverantwortliche und die Geschäftsleitung ist die Frage nach den Kosten der technischen Entwicklung und Betrieb eines Online-Marktplatzes oder Multi-Shop-Systems von entscheidender Bedeutung. Die Investition in eine solche Plattform kann enorme Vorteile bieten – von der Erschließung neuer Umsatzquellen bis hin zur Optimierung von Geschäftsprozessen und der Kundenbindung. Doch die Kosten für die Entwicklung, Implementierung und den Betrieb einer solchen Plattform sind komplex und variieren stark, abhängig von den Anforderungen und der gewählten Umsetzungsstrategie.

Es gibt grundsätzlich zwei Umsetzungsstrategien: Eigenentwicklung bzw. Individualentwicklung durch einen Dienstleister und Nutzung einer Software as a Service (SaaS) Lösung. Es lassen sich aber auch gemischte Formen beobachten.

Wir von Platoyo sind die Spezialisten für die Bereitstellung von Omnichannel-Plattformen wie Online-Marktplätzen und Multi-Shop-Systemen als Software as a Service (SaaS) mit über 12 Jahre Erfahrungen . Mit unserer Expertise und Marktkenntnis möchten wir euch einen realistischen Überblick über die zu erwartenden Kosten geben und euch helfen, eine fundierte Entscheidung für euer Projekt zu treffen.

Welche Kosten fallen an?

Die Kosten für die Erstellung eines Online-Marktplatzes hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie der Projektkomplexität und den spezifischen Anforderungen. Aber grundsätzlich benötigt jeder Online-Marktplatz bzw. jedes Multi-Shop-System die gleichen Kernfunktionalitäten. Auf diese Funktionalitäten gehen wir im Folgenden ein. Den Aufwand geben wir als Personentage an, die ihr dann mit euren internen oder externen Kostensätzen multiplizieren könnt. Der kleinere Wert steht für ein Minimum Viable Product (eine erste Produktversion mit wichtigen Kernfunktionalitäten) und der größere Wert für ein Lovable Product (ein Entwicklungsstand, der allen richtig Freude macht).

Wir haben die anfallenden Kosten für euch in die Planungs-, Entwicklungs- und Betriebsphase unterteilt. Hier eine erste Übersicht.

1. Planungsphase

Konzeption & Planung

In der Anfangsphase eines Marktplatz-Projekts geht es um die genaue Definition der Anforderungen, Marktanalyse, technische Spezifikationen und die strategische Ausrichtung der Plattform. Diese Phase ist entscheidend für den langfristigen Erfolg des Projekts, da hier die Grundlage für die spätere Entwicklung gelegt wird.

  • Aufwand: 10 - 100 Personentage
  • Typische Arbeiten: Beratung, Marktanalyse, Erstellen eines Pflichtenhefts, Business- und IT-Strategie.

Projektmanagement

Das Projektmanagement legt Zeitpläne, Ressourcen und Meilensteine fest, um sicherzustellen, dass die Entwicklung des Online-Marktplatzes effizient und termingerecht erfolgt. Es koordiniert alle Beteiligten und minimiert Risiken wie Budgetüberschreitungen, was entscheidend für den langfristigen Erfolg der Plattform ist.

  • Aufwand: 120 - 300 Personentage
  • Typische Arbeiten: Termin- und Budgetplanung, Koordination und Kommunikation.

UX & UI Design

Ein ansprechendes und benutzerfreundliches UX- und UI-Design ist unerlässlich, um Nutzer zu binden und den Marktplatz langfristig erfolgreich zu machen. Das Layout wird erstellt, die mobile Optimierung durchgeführt und eine intuitive User Experience entwickelt. Diese Arbeiten beginnen oft in der Planungsphase und gehen nahtlos in die Umsetzungsphase über, um den gesamten Prozess durchgängig aus Designsicht zu begleiten.

  • Aufwand: 30 - 150 Personentage
  • Typische Arbeiten: Grundlayout, Click Flows, Wireframes, CI & Logoentwicklung, mobile First Entwicklung.

 2. Umsetzungsphase

Die eigentliche Programmierung und technische Umsetzung machen einen großen  Teil der Kosten aus. Die Entwicklung eines Online-Marktplatzes oder Multi-Shop-Systems erfordert nicht nur Backend- und Frontend-Entwickler, sondern auch die Integration externer Dienste wie Zahlungsanbieter, Logistiklösungen oder CRM-Systeme.

Produktdatenimport

Beim Produktdatenimport werden Produktinformationen aus verschiedenen Quellen ins System integriert, wofür Schnittstellen eingerichtet werden müssen. Dieser Schritt ist entscheidend, denn optimal gestaltete Prozesse sorgen für konsistente Daten, sparen Zeit und minimieren manuelle Fehler bei der Produktpflege.

  • Aufwand: 70 - 140 Personentage
  • Typische Arbeiten: Grundsystem, PIM Daten Import, Import Bestands- und Preisdaten von Wawis, Mappingsystem für Produktkategorien, Error-Management.

Frontend

Das Frontend ist die Benutzeroberfläche eines Online-Marktplatzes und bestimmt maßgeblich das Nutzererlebnis. Es umfasst zentrale Elemente wie Produktsuche, Warenkorb, Produktseiten und Lieferoptionen. Ein intuitives Design, schnelle Ladezeiten und zusätzliche Funktionen wie Seller-Profilseiten, Markenseiten und Gutscheinintegration verbessern die Nutzerzufriedenheit und steigern die Verkäufe.

  • Aufwand: 200 - 420 Personentage
  • Typische Arbeiten: Suche, Produktdetailseite, Warenkorb, Lieferarten, Lokale Lieferarten, Produktlisten, Seller-Profilseiten, Seller-Listen, Gutscheinintegration / management, Service-Detailseiten, Einfaches Termintool, Broschüren, Markenseiten, Kontaktformular, Impressum, AGB, Widerrufsformular pro Seller.

Payment

Ein zentraler Bestandteil des Marktplatzes ist das Payment-System. Eine reibungslose Integration verschiedener Zahlungsmethoden sorgt für ein unkompliziertes Kauferlebnis und steigert die Kaufabschlüsse. Hohe Sicherheitsstandards und Betrugsschutz sind dabei unerlässlich.

  • Aufwand: 120 - 240 Personentage
  • Typische Arbeiten: Multi-Seller-Fähigkeit Bafin konform, Boarding der Seller, API Steuerung Einkäufe & Retouren beim Payment-Provider, Error-Management, Cash-Management / Überweisungen.

Backend

Das Backend bildet das technische Rückgrat des Marktplatzes. Es steuert Datenverwaltung, Funktionalität und Integrationen, wodurch ein reibungsloser Betrieb und effiziente Prozesse gewährleistet werden.

  • Aufwand: 330 - 860 Personentage
  • Typische Arbeiten: Self-Service für Seller Profile, Bestätigungsprozess für Bestellungen, Retourenanmeldung, Tracking für Sendungen, Abrechnung der Bestellungen, Dashboard mit Statistiken, Markenmanagement, Filterkonfiguration für die Suche, Benutzerrollensystem, Content-Management-System.

Infrastruktur

Die Infrastruktur eines Online-Marktplatzes umfasst Server, Hosting und Netzwerke, die den reibungslosen Betrieb sicherstellen. Skalierbare Lösungen und Cloud-Hosting bewältigen Lastspitzen, vermeiden Ausfälle und gewährleisten eine hohe Verfügbarkeit der Plattform.

  • Aufwand: 150 - 350 Personentage
  • Typische Arbeiten: Caching System, Server Setup, Suchindex, Email-Versand-Management, Server-Überwachungssysteme, Error Logging, Domain-Management, SSL Zertifikate für viele Domains, Schnittstellen-Infrastruktur.

Marketing

Das Marketing eines Online-Marktplatzes umfasst die Einbindung von Produktdatenexporten und Feeds für verschiedene Online-Plattformen sowie die Integration von E-Mail-Automationssystemen und Affiliate-Netzwerken, um die Reichweite zu erhöhen, die Sichtbarkeit zu steigern und Kunden effektiv zu binden.

  • Aufwand: 50 - 210 Personentage
  • Typische Arbeiten: Grundsystem für Produktdatenexporte, Google Shopping Feeds, Idealo Feeds, Facebook / Instagram Feeds, Pinterest Feeds, Integration Email Automation System (z.B. Brevo oder Mailchimp), Integration von Affiliate Systemen (AWIN, Idealo, Webgains).

Anpassung rechtliche Anforderungen

Ein weiterer entscheidender Aspekt sind die rechtlichen Anforderungen, insbesondere in den Bereichen Datenschutz (DSGVO), AGBs und Nutzungsbedingungen. Neben den vielen technischen Implikationen beauftragen Unternehmen häufig externe Anwälte oder Datenschutzbeauftragte, um sicherzustellen, dass sämtliche Vorgaben ordnungsgemäß und vollständig umgesetzt werden.

  • Technischer Aufwand: 100 - 160 Personentage
  • Aufwand Rechtsanwalt: 10 Personentage
  • Typische Arbeiten: Plattformsteuertransparenzgesetz, Digital Service Act, Allgemeinen Produktsicherheitsverordnung (GPSR), Digitale Barrierefreiheit, Anwaltliche Beratung, Erstellung von AGBs, Datenschutz- und Nutzungsbedingungen.

3. Betriebsphase 

Server- und Hostingkosten

Sobald die Plattform in Betrieb ist, muss die technische Infrastruktur gewährleistet werden, um den reibungslosen Betrieb des Marktplatzes sicherzustellen. Dazu gehören Cloud-Hosting, Serverkapazitäten, Sicherheitszertifikate und Backups. Skalierbarkeit spielt eine zentrale Rolle, um Lastspitzen effizient zu bewältigen.

  • Kostenrahmen: 500 – 5.000 EUR pro Monat
  • Typische Aufwände: Cloud-Hosting der Applikation, Datenbanken und Suchindizes, Server-Kapazitäten, Bandbreite, SSL-Zertifikate, Monitoring-Systeme.

Rechtliche Absicherung

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für E-Commerce und Marktplätze werden zunehmend komplexer, was eine kontinuierliche und sorgfältige Beratung durch Rechtsanwälte unerlässlich macht, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten und rechtliche Risiken minimiert werden.

  • Kostenrahmen: durchschn. 1-2 Personentage pro Monat
  • Typische Aufwände: Anwaltliche Beratung, Erstellung von AGBs, Datenschutz- und Nutzungsbedingungen.

Wartung und Updates

Nach dem Launch muss die Plattform kontinuierlich gewartet und regelmäßig mit Sicherheitsupdates sowie neuen Funktionen ausgestattet werden. Diese laufenden Kosten sollten nicht unterschätzt werden, da sie während der gesamten Lebensdauer der Plattform fortlaufend anfallen.

Zudem müssen immer wieder neue rechtliche Anforderungen umgesetzt werden. Aktuelle Beispiele dafür sind das Plattformsteuertransparenzgesetz, der Digital Service Act, die Allgemeine Produktsicherheitsverordnung (GPSR) sowie Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit.

  • Kostenrahmen: 40-200 Personentage pro Monat
  • Typische Aufwände: Regelmäßige Wartung, Sicherheitsupdates, Bugfixes, Umsetzung rechtlicher Anforderungen, Feature-Erweiterungen.

Eigenentwicklung vs. Software as a Service (SaaS): Ein Kostenvergleich

Viele Unternehmen stehen vor der Entscheidung, ob sie ein solches Projekt im Zuge einer eigenen Entwicklung umsetzen oder eine  Software as a Service (SaaS) Lösung nutzen. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, die sich auch in den Kosten widerspiegeln.

Eigenentwicklung

  • Setup Kosten: 1.000  – 3.000 Personentage 
  • Laufende Kosten pro Jahr: 500  – 2.400 Personentage + mind. 10.000 EUR Hosting 
  • Nachteile: Sehr hohe initiale Investitionen und laufende Kosten . Minimum 12 Monate Entwicklungszeit, langer Time-To-Market, hohe Planungs- und Umsetzungsrisiken, interne Abhängigkeiten
  • Vorteile: Volle Kontrolle, eigenes IT Asset, hohe Flexibilität, keine externe Abhängigkeiten.

Software as a Service

  • Setup Kosten: ab 0 EUR (abhängig von Laufzeit & Sonderwünschen)
  • Laufende Kosten pro Jahr: abhängig von Projektgröße (ab 12.000 EUR pro Jahr; inkl. Wartung, Updates, Hosting)
  • Nachteile: Geringere Flexibilität, Abhängigkeit von externen Partnern
  • Vorteile: Geringe Kosten, schnelle Markteinführung, Zugang zu erfahrenen Experten, keine Planungsrisiken, keine Abhängigkeit von internen Partnern

Wie man am besten mit der Abhängigkeit umgeht, beschreiben wir hier:Lohnt es sich, einen eigenen Online-Marktplatz- oder Multi-Shop-System mit der internen IT zu bauen?

Unser Fazit

Die Erstellung einer eigenen Online-Marktplatz Lösung  oder Multi-Shop-Systems ist eine komplexe und kostspielige Angelegenheit. Die Entscheidung zwischen einer Inhouse-Entwicklung oder der Nutzung einer Software as a Service (SaaS) Lösung sollte gut abgewogen werden.

SaaS Lösung

Software as a Service (SaaS) Lösungen sind in der Regel die schnellere, vollständigere und kostengünstigere Lösung. Dies erleichtert es euch, eure Budgets, euren Fokus und Zeit auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, während die technische Seite von erfahrenen Spezialisten betreut wird.

Eigenentwicklung

Die Inhouse-Entwicklung ermöglicht volle Kontrolle und flexible Anpassungen, was für spezialisierte Projekte vorteilhaft sein kann. Allerdings erfordert sie sehr hohe Investitionen in Personal, Infrastruktur und laufende Schulungen. Unternehmen müssen eigene Entwicklerteams aufbauen, was hohe dauerhafte Kosten und eine längere Markteinführung bedeutet. Zudem besteht das Risiko, dass technische und rechtliche Änderungen dauerhaft schwer zu bewältigen sind.

 

Für Unternehmen ist es entscheidend, die langfristigen Ziele und den geplanten Umfang des Projekts zu berücksichtigen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wir von Platoyo stehen euch gerne beratend zur Seite und unterstützen euch bei der Wahl der für euch besten Lösung.